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GOA-Texte:Im Herzen von Hy Brasil
Dies ist ein offizieller Text, der von GOA veröffentlicht wurde. |
Die bemalte Holzschale kreiste drei mal um sich selbst, so dass die gemalten Figuren auf ihren Wänden zu ungreifbaren Derwischen wurden, die lebendig geworden zu sein schienen und einen wilden Tanz veranstalteten. Unter den Kennerhänden Ridkanas gewann der Behälter an Leben, so hätte Asiri schwören können. Die orangen Lichtreflexe des Untergehölzes spielten weich auf der dunklen Rinde der drei Sylvaner und gaben dem seltsamen Ritual einen noch unrealistischeren Anschein. Er schaffte es trotzdem, ruhig Blut zu bewahren, um voll und ganz diesen seltenen Moment in sich aufzusaugen, denn normalerweise waren Kelten bei dieser Art von Schauspiel nicht erwünscht.
Ridkana flüsterte und die beiden anderen Sylvaner standen gleichzeitig auf. Asiri nahm die Bewegung eher wahr als dass er sie sah. Obwohl er nur einige Schritte von den Waldwesen entfernt war, schienen sie nun mit der Umgebung zu verschmelzen.
Ein Sonnenstrahl durchbrach das dichte Dickicht und lud sich zur Zeremonie ein. Er traf hart auf den platten Stein, um den sich die Eingeladenen gesammelt hatten und erhellte so ihre ruhigen Gesichter. Daraufhin erhub sich die Schale in den Himmel, getragen von Ästen eines, wie es schien, eben gesprossenen Strauches, der auf dem Platz stand, wo vorher Ridnaka gewesen war. Verblüfft sah Asir, wie der Sonnenstrahl sich zu der Schüssel niederbeugte, hineintauchte und sofort auch die sanfte, warme orange Farbe des Unterholzes annahm. Die Sylvanerin näherte die Schüssel ihren Lippen. Langsam trank sie einen großen Schluck des köstlich duftenden Gebräus. Dann übergab sie es mit komplexer Geste an den Sylvaner zu ihrer Seite, woraufhin dieser trank.
Bald war die Reihe an Asiri, der sich ungeschickt über das Gefäß beugte.
"Dieser hier wurde durch einen Sonnenstrahl geboren, der die Blätter eines Lebensbaumes durchfloss. Die Sterne gaben zusammen mit dem Segen des Waldes Leben... Der Regen hat ihm noch und nöcher die Brust gegeben, so dass der Same zum Sprössling wurde und der Sprössling zur Blume. Die Alten sagen, dass es dieser Kaffee ist, der uns zu Erweckten macht, zu Wächtern, zu Hütern der Natur, und das wir ohne ihn schon seit langem wieder zu Pflanzen geworden wären, dann Sprösslinge und Samen und schließlich verschwinden würden."
Mit einem Blick über seine Schulter sah Asiri, das es Ridnaka war, die diese Worte in sein Ohr flüsterte. Der Waldläufer hatte nicht bemerkt, dass die junge Sylvanerin sich erhoben und hinter ihn geglitten war.
"Das Ritual ist eine Preisung an die Sonne und den Regen. Hieran nehmen die Sylvaner und die Bäume von Hy Brasil und ihre Gäste teil..."
Asiri nahm einen langen Schluck des duftenden Kaffees. Und es wurde ihm bewusst, dass er bis zu seinem letzten Atemzug bedauern würde, dass er keine Wurzeln besaß, die er in die Erde graben könnte und niemals die Möglichkeit hätte, einen Sonnenstrahl zu einer Blume werden zu lassen.