Dieses Wiki ist nicht die DAoCpedia (daocpedia.eu), sondern ein Backup der DAoCpedia-Inhalte vom 31. März 2016 (mehr erfahren).
GOA-Texte:Dinge, die in der Nacht herumpoltern
Dies ist ein offizieller Text, der von GOA veröffentlicht wurde. |
"Ihr geringe Größe und beeindruckende Geschwindigkeit macht sie zu guten Kandidaten und gelehrigen Schülern. Die ersten wenigen werden schon bald ihr Training abgeschlossen haben und ich versichere Euch, sie sind für diese Arbeit genauso gut geeignet wie jeder Nordmann, den ich bisher trainiert habe."
- Meister Hjörnótt in einem Gespräch über die ersten Kobold-Schattenklingen.
Da war es wieder, ein leises, kratzendes Geräusch irgendwo vom Dachboden. Hjörnótt zog leise sein geschwärztes Kurzschwert und ging den Korridor entlang. Sein Gesicht war vor Konzentration, die Dunkelheit um ihn herum zu bewahren, von Falten übersät. Er konnte nun die Leiter sehen, die zum Dachboden hoch führte. Die Falltür war noch geschlossen und er konnte das Kratzen noch hören, als wenn eine Maus ihr Loch nagen würde. Außer das dies keine Maus war... vielleicht eine Ratte... eine große Ratte. Die Bilder von Kreaturen, die er in den Tiefen von Darkness Falls gesehen und bekämpft hatte, kamen ihn in den Sinn, doch er verscheuchte sie in einem Anflug von Panik schnell wieder. Er war Hjörnótt, Hand von Loki, Verteidiger von Midgard, und nicht mehr das Kind, das noch grün hinter den Ohren war, als es vor so vielen Jahren dem Haus beigetreten war. Er kletterte die Leiter hoch, öffnete die Falltür auf und schob sich hoch in die Dunkelheit.
Es hatte vor ein paar Nächten angefangen, erst sachte, aber stetig intensiver werdend. Was er erst als ein kleines Tier abgetan hatte, das es sich gemütlich macht, sah er nun als knurrendes Biest mit feurigen Augen. Diese Nacht hatte er beschlossen, dem Geräusch auf den Grund zugehen. Er hatte seine Waffen gerichtet, Gift aufgetragen und seine Lederrüstung angezogen. Dann hatte er das Licht der kleinen Öllampe ausgeblasen und stand geräuschlos da, die Kraft Lokis benutzend, um sich in einen Schleier aus Dunkelheit zu hüllen. Heute Nacht sollten Antworten gefunden werden.
Kurz hinter der Leiter wartete Hjörnótt, seine Augen suchten umher und seine Ohren versuchten angespannt, die Quelle dieser rätselhaften Geräusche zu finden. Ein undeutliches Geknister von links, nahe dem Raumende, dann war es wieder ruhig. Auf den Fußballen umdrehend wandte er sich dem Geräusch zu, seine Blicke glitten über die alten Rüstungen und Kisten, die ihn umgaben. Er konnte schemenhaft Formen und Schatten um ihn herum erkennen, als er sich vorsichtig zum hinteren Ende des Dachbodens pirschte. Alte Rüstungsstücke und verrostete Waffen lagen auf kleinen Haufen verstreut herum, einst die Hilfsmittel seiner Vorfahren, fast wie die, die er selber trug. Kisten voller mottenzerfressener Kleidungsstücken und Umhängen bildeten eine Art Pfad durch den Dachboden, der ich tiefer und tiefer in die Dunkelheit führte. Als er um eine Ecke bog, hielt er inne und suchte. Er konnte nicht mehr weit weg sein, fast hatte er die hintere Wand erreicht. Er sah sich um, seine Blicke wanderten über Kisten, Umhänge, Schwerter, ... er stoppte, sah zurück zu den Umhängen - und dann sah er es. Eine kleine Gestalt, nicht größer als ein Kind, kauerte an der Wand und schaute ihn ohne zu blinzeln aus kleinen runden Augen an. Die Augen schlossen sich und sie war verschwunden.
Hjörnótt keuchte beinahe laut auf. Wie konnte es nur auf diese Art und Weise verschwinden ! Nur Mitglieder des Hauses von Loki kannten die geheimen Zauber, um unsichtbar zu werden, und bis zu einer gewissen Weise auch die Anhänger von Skadi. Alle Muskeln seines Körpers entspannend, ließ er seinen Geist auf der Suche nach dem Wesen, das er eben gesehen hatte, durch die Schatten gleiten. Doch er fühlte nichts, als wenn er in diesem Raum alleine war. Frustriert knirschte er mit den Zähnen und tastete jede dunkle Ecke, jeden Schatte, ab - nicht einen kleinen Fleck ließ er aus. Er war so vertieft, dass er beinahe schwache Schaben hinter sich nicht wahrgenommen hätte. Herumwirbelnd stach er mit seinem Schwert zu, gerade als ein Paar blauer Beine ihn unter seinem Kinn traf. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf, als er auf das Wesen fiel, Kisten und Säcke umstoßend rutschten sie über den Boden und kamen nahe der Leiter zum Stillstand. Sein Schwert war beim Sturz seinen Fingern entglitten und fiel die Leiter hinunter. Das Wesen unter ihm fauchte und knurrte, als er nach dem kleinen Dolch hinter seinem Rücken griff, und versuchte sich herauszuwinden und zu entkommen. Er umfasste den Griff, zog den Dolch hervor und schnitt in einen der spindeldürren Arme. Laut aufheulend machte das Wesen einen letzten Versuch, ihn abzuwerfen und stemmte sich mit beiden Armen und Beinen gegen ihn, doch er konnte bereits spüren, wie es schwächer wurde, als sich das Gift langsam im Körper ausbreitete.
Langsam hörte es auf, sich abzumühen und lag bis auf seine flachen Atemzüge schließlich ruhig da. Vorsichtig erhob er sich, den Dolch kampfbereit und vergewisserte sich, dass das Gift gewirkt hatte. Er steckte den Dolch ein, griff sich einen Sack und schüttete den Inhalt über den Boden. Dann stopfte er das Wesen hinein, knotete ihn zu und warf ihn sich über die Schulter. Den Sack fest umklammernd stieg er die Leiter in die Dunkelheit hinab. Er konnte bereits spüren, wie das Wesen wieder zu Kräften kam, als er es den Korridor entlang in seinen Raum trug. Dort stelle der den Sack auf dem Boden ab, entzündete seine Öllampe und setzte sich hin, seine Zunge wanderte dabei über einen abgebrochenen Zahn.
"Lass mich bitte raus", wimmerte es leise aus dem Sack. "Es tut mir so leid, dass ich dich geschlagen habe."
Hjörnótt betrachtete ruhig den Sack und lauschte der bettelnden Stimme, die aus seinem inneren kam. Er wusste nun, um was für ein Wesen es sich handelte, aber wie es geschafft hatte, sich in Luft aufzulösen und dann auch noch an ihm vorbei zu kommen, war erstaunlich ! Vorsichtig öffnete er den Sack und setzte sich dann mit dem Rücken zu Tür. Ein brauner Haarschopf wurde sichtbar, gefolgt von einem blauen Kopf, als der Kobold sich aus dem Sack befreite. Bis auf kleinen Schnitt am Arm schien er unversehrt, schwankte leicht auf den Beinen und schaute sich im Raum um. Als er schließlich Hjörnótt erblickte, machte er einen abwehrenden Schritt nach hinten und drückte sich an die hintere Wand.
"Bitte tu mir nicht weh, ich habe nichts falsches getan, wollte dich auch nie verletzen, ich war nur auf der Suche nach einem gemütlichen Schlafplatz, ich schwöre, ich habe die Äpfel nicht gestohlen..."
"Ruhe !"
Der Kobold brach sein nervöses Geplapper ab, als Hjörnótt aufstand und langsam auf ihn zukam, während er sich weiter nach hinten drückte, als wenn er durch die Wand verschwinden wollte.
"Wie hast du das gemacht ?"
Die großen Augen schauten ihn verwundert an, als der Kobold seine Lippen ableckte und seine dünnen, blauen Beine Staub aufwirbelten, als sie versuchten, den Körper in die Freiheit zu bringen.
"Ich habe nichts gestohlen, ich schwöre, und ich habe auch nicht das Brot und die Äpfel genommen..."
"Nicht das !" sagte Hjörnótt, als er dem Kobold noch näher kam. "Wie konntest du dich in Luft auflösen und an mir vorbeikommen ?"
Der Kobold grinste und begann, seine Geschichte mit einer hohen Stimme zu erzählen. Hjörnótt musste ihn mehrmals unterbrechen, weil er dem Gesagten nicht mehr folgen konnte oder weil er ein bestimmtes Detail genauer wissen wollte. Schließlich ließ er sich in seinen Sitz sinken und schaute finster, als er das Gesagte verarbeitete. Der Kobold stand abwartend da und betastete den Grind, der sich auf seiner Wunde am Arm bildete. Als Hjörnótt schließlich aufsah, hörte er auf. "Du wirst heute Nacht hier bleiben und ich werde deine Wunde verbinden. Morgen wirst du mit mir kommen, es gibt da ein paar Leute, die ich dir vorstellen möchte. Wie heißt du eigentlich ?"